Via Frank Fiebiger „Im Gesundheitssystem wurde über Jahre nur gespart, die derzeitige Situation ist nun das Ergebnis davon.
Ich habe 12 Jahre im Rettungsdienst gearbeitet, zuletzt bei den Maltesern in Dresden und ich darf Ihnen versichern, dass ich die Situation im Gesundheitswesen genau kenne. Im Moment wird jeder im Gesundheitssystem tätige Mensch mit Lob überschüttet, seine Wertschätzung kann nicht groß genug geschrieben werden. Statt dem vielen Lob, hätten sich viele Mediziner lieber vernünftige Arbeitsbedingungen und eine angemessene Entlohnung gewünscht.
Ein Blick auf den Rettungsdienst in Dresden sagt alles. Der Rettungsdienst in der Landeshauptstadt wurde von vier Hilfsorganisationen, den Maltesern, den Johannitern, den Arbeiter Samariter Bund und dem Deutschen Roten Kreuz sichergestellt. Jeder dieser Organisationen hatte im Stadtgebiet seinen festen Standort und eigene starke ehrenamtliche Helferstruktur. Diese Helfer identifizierten sich mit Ihrer Organisation.
Irgendwann, kam ein schlauer Mensch und überlegte sich ob man da etwas einsparen könnte. Mmmm am Fahrzeug und der Ausstattung sparen? Lieber nicht, dass könnte für unangenehme Schlagzeilen sorgen. Aber am Personal da sollte doch was möglich sein. Plötzlich stellte die Stadt (Berufsfeuerwehr) die Fahrzeuge, die Ausrüstung und die Rettungswachen. Die Personalleistung sollte nun aber ausgeschrieben werden und somit wurden aus den vier Standorten der Hilfsorganisationen vier Lose. Die Hilfsorganisationen dachten sich, kein Problem wir bilden gemeinsam einfach eine Bietergemeinschaft und bewerben uns zusammen auf die vier Lose, jeder behält seinen Standort und die Welt ist wieder in Ordnung. Falsch gedacht, damit das nicht funktioniert wurde eine Regel erstellt. Ein Bieter darf sich zwar auf alle vier Lose bewerben, er kann aber maximal zwei Lose erhalten. Das war der Startschuss für den Kampf um die Lose, derjenige mit dem billigsten Angebot sollte den Zuschlag erhalten. Beim Deutschen Roten Kreuz gab es nun Haustarifverträge und auch die Malteser wollten von ihrem Tarifvertrag AVR (dritter Weg) nun nichts mehr wissen. Das Rote kreuz verlor an einen privaten Anbieter, die ASBler sollten nun Malteser werden usw. Das Ehrenamt spielte keine Rolle und war den Initiatoren völlig egal.
Ich hatte einen 75% Arbeitsvertrag erhalten, aber nicht für meinen Beruf (Rettungsassistent) sondern nur als Rettungssanitäter (vergleichbar mit einem Pflegehelfer). Wenn ich schnell war, konnte ich noch ein paar Vertretungsdienste übernehmen, um wenigstens in die Nähe von 100% zu kommen. Entlohnt wurde meine Arbeit in einer 48h Woche im Schichtdienst (Nacht, Spät, Sonn.- und Feiertage) mit 1200-1400 € Netto, Steuerklasse 3 zwei Kinder Freibeträge. Ich habe meinen Beruf sehr gern gemacht, musste mich aber umorientieren da ich meiner Familie ein halbwegs anständiges Leben bieten wollte.
Und so ging es vielen Mitarbeitern im Gesundheitswesen, ob in der Pflege oder im Krankenhaus. Das ist der Grund warum nun das Personal knapp wird.
Zurzeit erzählt man sich das die Krankenhäuser an der Belastungsgrenze arbeiten würden. Die Wahrheit ist, sie sind es schon immer. Ob im KH Friedrichstadt, oder in der Uniklinik, die Notaufnahmen waren immer am Limit. Oft musste man warten bis eine Liege frei wurde, die Patienten standen im Gang. Wer im Rettungswagen einen Patienten intubiert beatmen musste, hatte einen Telefonmarathon vor sich um ein freies Beatmungsbett zu finden. Die Intensivstation waren immer voll belegt. Die Kliniken haben ihre Kapazität an die Nachfrage angepasst, Reserven wurden nicht geschaffen.
Gesundheitswesen muss eine hoheitliche Aufgabe sein, kein Geschäftsmodel.“